Ich befinde mich mit unseren Kindern gerade auf Usedom. Obwohl die Kinder keine Ferien haben, verbringen wir unsere Tage hier. Nein, wir machen keinen Urlaub, aber zwischendurch fühlt es sich trotzdem so an.
Unsere Töchter haben starke Hustenanfälle. Solche Anfälle habe ich bisher in meinen 38 Lebensjahren noch nicht erlebt. Sie husten bis sie keine Luft mehr schnappen können und ringen nach Atem.
Kein schöner Anblick für mich als Mutter und doch hilft nur gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn ich panisch werde, dann steigt auch die Panik in den Kindern, denn sie haben dann noch mehr Angst zu ersticken.
Es fühlt sich an wie kleine Tode sterben, immer und immer wieder. Solche Anfälle erleben wir zwischen vier- bis achtmal tagsüber und 2 bis viermal nachts pro Kind.
Mittlerweile habe ich eine Routine entwickelt, wie ich unsere Kinder am besten unterstützen kann. Dabei muss ich meine Gefühle abschalten, denn wenn ich mitleiden würde, kämen mir immer wieder die Tränen.
Ich gehöre zu den Müttern, die ihren Kindern am liebsten jeden Schmerz abnehmen würde, aber leider ist das nicht möglich. So bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu unterstützen diese Erfahrung so zu erleben, dass sie gestärkt daraus hervor gehen.
Wie das möglich ist? In unserm Leben wird es nie so sein, dass nur die Sonne scheint und alles immer toll ist. Jeder von uns macht auch Erfahrungen die weniger schön sind. Und jetzt erfolgt jedoch der springende Punkt, entweder man wählt dadurch unglücklich zu werden und in eine Unzufriedenheit zu verfallen, oder man findet das positive an dieser Situation, auch wenn das nicht immer einfach ist.
Was ist positiv daran, wenn man bis zum Erbrechen hustet und keine Luft mehr bekommt. Wenn man Schmerzen hat und jeder Atemzug sich anfühlt wie ein verlassen dieser Welt?
Hier könnte man direkt sagen, NICHTS! Und ja, dieser Einstellung kann man recht geben, denn schön ist das nicht. Aber man kann auch die andere Seite sehen, auch wenn es vielleicht etwas makaber klingt oder irgendwie unpassend überhaupt so eine These zu ziehen. „Jeder Anfall macht stärker!“
Wie komme ich darauf? Wie kann man etwas Gutes in so einer grausamen Situation sehen? Das ist ehrlich gesagt nicht einfach, aber ich beobachte und bestärke unsere Töchter und sie gehen mit jedem Anfall mit mehr Leichtigkeit um.
Wie genau das sein soll? Zu Beginn, als Lia den ersten Anfall hatte, stieg Panik in ihr auf. Sie rannte zu mir und rang nach Luft. Sie versuchte mit letzter Kraft mir zu sagen, dass sie keine Luft mehr bekommt. Sie hatte das Gefühl sie würde ersticken und wäre total machtlos. Es war furchtbar, für sie, aber auch für mich.
Wenn dein Kind die Augen verdreht, in sich zusammen sackt und du merkst, dass es einfach keine Luft mehr bekommt, du aber denkst rein gar nichts machen zu können, dann fühlst du dich wie ausgeliefert und total machtlos.
Also Mutter ist es jedoch notwendig die Starke zu sein, egal wie schlimm die Situation ist. Denn eine starke Mutter nimmt dem Kind die Angst.
So habe ich schnell lernen müssen ruhig zu handeln und herauszufinden wie ich unserer Tochter trotzdem helfen kann, denn ich bin nicht machtlos!
Diese Ruhe die ich ausstrahle hilft unserer Tochter ebenfalls entspannter an einen Hustenfall ran zu gehen. Sie lässt sich mittlerweile nicht mehr so von ihren Gefühlen leiten und ihre Hilflosigkeit auszuleben, sondern sie ist bereits recht gefasst, achtet auf meine Worte, atmet so ruhig sie kann und der Anfall nimmt schneller ein Ende.
Wenn der Anfall beendet ist, wäscht sie sich die Hände und geht ihrer letzten Tätigkeit nach, als wenn nichts gewesen wäre. Sie hat gelernt, dass sie auch mit so einer unangenehmen Situation umgehen kann, sie unter Kontrolle hat, nicht erstickt, Vertrauen hat, dass alles gut wird und dass sie die Macht hat das Beste daraus zu machen.
Ich bin stolz auf sie, wie sie die Situation meistert.
Diese Art zu handeln, kannst du auf alle möglichen unangenehmen Situationen münzen. In jeder noch so schlimmen Situation, wird es auch etwas Positives geben, man muss nur danach Ausschau halten wollen. Natürlich ist das meist nicht einfach, aber wenn man sich vornimmt aus allem etwas Gutes zu ziehen, wird es mit der Zeit immer leichter aus unangenehmen Situationen auch immer etwas Gutes zu ziehen.
Z.B. wenn der Job nicht gut läuft, dann könnte das Gute sein, dass du jetzt eher einen neuen Job suchst und dort vielleicht besser verdienst, oder bessere Entwicklungschancen hast oder einfach nettere Kollegen um dich herum.
Wenn dein Vermieter dir deine Wohnung kündigt, dann kannst du eine noch schönere Wohnung finden und dir wird die Entscheidung abgenommen, ob du suchen sollst oder nicht.
Wenn du schwanger wirst, dann erübrigt sich für dich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Du kannst ab sofort genießen, dass du bald einen Menschen um dich haben wirst der dich brauchen wird und dir eine ganz andere Art von Liebe geben und zeigen wird.
In jeder Situation gibt es auch etwas Gutes, es hängt nur davon ab, ob man das Gute sehen will und die Ruhe behält oder nicht.
Hast du ein Beispiel aus deinem Leben? Das würde mich sehr interessieren. Schreibe es doch in die Kommentare.
Genieße deinen Tag und bis in Kürze
Eva